Fine Art | Auktion | 17.11.2023 | Vorbesichtigung: 10.11.2023 - 13.11.2023

Los beendet

Los 1204 | Tiziano Vecellio | Umkreis | Venus und Adonis

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Auktionsergebnisse zu: Tiziano Vecellio
VECELLIO, TIZIANO
('Tizian')
um 1489 Pieve di Cadore - 1576 Venedig

Umkreis

Titel: Venus und Adonis.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 61 x 77cm.
Rahmen: Rahmen.

Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland.

Wer hierzulande als "Maler-Fürst" im 19. Jahrhunderten verehrt und gepriesen wurde, beispielsweise Franz von Lenbach oder Franz von Stuck in München, der konnte nicht nur ein herrliches Anwesen vorweisen, sondern pflegte quasi einen öffentlichen, opulenten Lebensstil und wusste mit seiner Anhängerschaft rauschende Künstlerfeste zu feiern.

All dies war jedoch nichts gegen die Künstlerverehrung in Italien, besonders in Italien des 16. Jahrhunderts. Damals trug man den Künstler geradezu auf Händen. Man feierte ihn als Genie und betete ihn an, quasi wie einen "Maler-Gott". Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo, Tintoretto wären als Beispiele hierfür zu nennen - und natürlich besonders: Tizian!

Tizian, eigentlich Tiziano Vecellio, wurde um das Jahr 1488 in Pieve die Cadore geboren und starb mit rund 86 Jahren 1576 in Venedig. Schon als junger Mensch kam er nach Venedig. Die Brüder Gentile und Giovanni Bellini erkannten sein künstlerisches Talent und schulten es. Mit 25 Jahren eröffnete er bereits seine eigene Werkstatt. Es fehlte ihm an nichts. Seine Kunstfertigkeit wurde schnell hochgelobt und sein Ruf als begnadeter Maler eilte ihm voraus. Er erhielt europaweit Aufträge, die er mithilfe der talentiertesten Schüler in seiner Werkstatt bearbeitete. So porträtierte Tizian beispielsweise Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und Papst Paul III. in Rom, sowie Philipp II. in Spanien.

Kein anderer Maler durchdrang die dargestellten Persönlichkeiten mit solch einer Lebendigkeit wie er zur damaligen Zeit. Keiner behandelte die Stofflichkeit der Materialien so differenziert wie dieser Künstler. Die seidig glänzenden Haare einer porträtierten Dame verlockten zum Berühren, das samtweiche Gewand forderten die Augen des Betrachters auf, dem fließenden Faltenwurf zu folgen, die genaue Wiedergabe des kostbaren Atlasstoffes rief allseits Bewunderung hervor. Tizian wusste mit Kolorit umzugehen und setzte diesen für die Zeitgenossen völlig überraschend ein. Das war eine neue Malweise, das war besonders zu dieser Zeit, das war für alle Betrachter faszinierend.

Außer den von Kirche und Adel sehr begehrten Portraits malte Tizian aber auch Landschaften sowie mythologische oder religiöse Themen. In seiner genialen Vielseitigkeit fertigte er berührende Madonnendarstellungen, beeindruckende Deckengemälde und figurenreiche Altarbilder.
Immer wieder jedoch beschäftigte er sich zeit seines Lebens mit diversen Motiven der römischen Mythologie. So faszinierte ihn auch die berühmte Liebesgeschichte von Venus und Adonis und setzte diese im Alter von rund 65 Jahren bildnerisch um:

Die Liebesgöttin Venus verliebt sich in den Jüngling Adonis, weil dieser so unglaublich schön ist. Jedoch nimmt das erotische Verhältnis ein jähes Ende, als Adonis auf der Jagd von einem Eber getötet wird. Aus seinem Blut lässt Venus in ihrem Liebeskummer eine Blume sprießen, das sogenannte Adonisröschen. Auf diese Weise kann Adonis einen Teil des Jahres als Blume auf der Erde blühen, während er die andere Zeit in der Unterwelt verweilen muss.

In seinem Gemälde greift Tizian nun aus der Geschichte den dramatischen Moment heraus, als Venus versucht, den jungen Geliebten von der Jagd abzuhalten, weil sie weiß, dass er sterben würde, wenn er tatsächlich zum Jagen ginge. Trotz aller Mühen gelingt es ihr nicht, Adonis aufzuhalten. Der Betrachter weiß, wie die Geschichte ausgehen wird und Tizian bestätigt das ungute Gefühl mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Die nackte Venus lässt der Künstler in einer komplizierten Körperwendung sich an den vorwärts stürmenden, mit einem signalroten Gewand bekleideten Adonis klammern. Die begleitenden Jagdhunde ziehen bereits ungeduldig an den Leinen und nehmen Witterung der Jagdbeute auf. Im Mittelgrund links verschläft Amor, der Sohn von Venus, diesen wichtigen Moment. Er ist ihr in keinster Weise eine Hilfe. Und am Himmel haben sich Wolkenberge drohend aufgetürmt, aus den sich die ersten Sonnenstrahlen nur mühsam herauskämpfen.

Dieses Kunstwerk des geradezu angebeteten Künstlers hat zur damaligen Zeit für Furore gesorgt. Kein Wunder, dass es mehrmals schon zu Lebzeiten von Tizian innerhalb seiner Werkstatt von seinen Schülern kopiert wurde. Und auch nach Tizian´s Tod verlor es nicht an Strahlkraft. Es gibt in der folgenden Zeit immer wieder Künstler, die sich das Original, welches heute im Prado hängt, zum Vorbild nehmen und dann in ihrer eigenen Handschrift interpretieren.

Unser angebotenes Kunstwerk hier ist unserer Meinung nach kurz nach dem Tod von Tizian im engsten Umkreis seiner Schüler entstanden. Dem Künstler ist es perfekt gelungen, das Motiv des großformatigen Originals mit den Maßen 186 x 207 cm in eine kleinere Version zu übertragen. Es überzeugt mit den starken farblichen Kontrasten und in der malerischen Behandlung der Details. So weist beispielsweise die Ausarbeitung der Frisur von Venus eindeutig auf einen venezianischen Künstler hin. Nur diese konnten die seidenweichen Haare einer weiblichen Figur zur damaligen Zeit so gekonnt auf die Leinwand bringen. Das vorliegende Gemälde strahlt eine eigene künstlerische Handschrift aus. Es greift mit seiner selbstbewussten künstlerischen Interpretation weit über eine bloße Kopie des berühmten Motivs von Tizian´s Venus und Adonis hinaus.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Dr. Davide Dossi
Fine Art
+49 221 92 58 62 200

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Inventar Nummer: 77045-1