Los 20 | Wolfgang Mattheuer | Eine Schönheit
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MATTHEUER, WOLFGANG
1927 Reichenbach/Vogtland - 2004 Leipzig
Titel: Eine Schönheit.
Datierung: 1986/87.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 125,5 x 100cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert unten rechts: WM 1987. Nochmals signiert und datiert verso auf dem Keilrahmen: W. Mattheuer 1986/12.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Privatsammlung Süddeutschland
Ausstellungen:
- Galerie Brusberg, Berlin
Literatur:
- Michels, Stefanie (Hrsg.): Wolfgang Mattheuer - Bilder als Botschaft. Werkverzeichnis der Gemälde 1950-2003, Leipzig 2017, WVZ.-Nr. G 87/1, Abb.
- Wolfgang Mattheuer gilt als Gründungsmitglied und führender Vertreter der Leipziger Schule erster Generation
- Eindrucksvolles Porträt von unwiderstehlicher Intensität und herausragender malerischer Qualität
- Außergewöhnlicher, poetischer Realismus mit hintergründiger Kritik am totalitären Staatssystem der damaligen DDR und dem Lebensgefühl einer modernen Industriegesellschaft
Gedankenverloren, ganz in sich gekehrt blickt, die schöne, junge Frau in die Ferne. Klar und präzise sind ihre feinen Gesichtszüge im Dreiviertelprofil festgehalten. Das Make-up ist perfekt aufgetragen, die akkurate Kurzhaarfrisur lässt Stirn und Nackenpartie frei. Die Schultern erscheinen unbedeckt, kein Kleidungsstück liefert weitere Informationen zur Dargestellten. Auch der Bildhintergrund bleibt undefiniert - eine hellblau gehaltene Fläche erinnert an die Weite des Himmels. Die Farbe Blau lässt auch an die "Blaue Blume" der Romantiker denken, einem Sehnsuchtssymbol. Die Porträtierte scheint aus der Zeit gehoben und in eine geheimnisvolle Aura gehüllt zu sein, gleichsam der Welt entfremdet. Trotz ihres filigranen Erscheinungsbildes verkörpert sie Stärke in ihrer kontemplativen Haltung. Die glatte, aus der Farbe aufgebaute, aber dennoch konturiert wirkende Malerei erinnert an Bilder der Neuen Sachlichkeit und nimmt in ihrer Präzision eine Sonderstellung in der realistischen Darstellungsweise Mattheuers ein. Subtile Schattierungen und Lichteffekte des Inkarnats weisen auf das große malerische Können des Künstlers hin.
Wolfgang Mattheuer gehört zusammen mit Werner Tübke und Bernhard Heisig zu den Begründern der Leipziger Schule, die der vornehmlich abstrakten westlichen Nachkriegskunst in der damaligen DDR eine Gegenständlichkeit verschiedenster Ausprägung entgegensetzt und sich vom staatlich verordneten Sozialistischen Realismus abhebt, der das Leben im Arbeiter- und Bauernstaat verherrlicht. Mattheuer tritt nie als Staatskünstler mit Propagandakunst nach den Vorgaben des DDR-Regimes in Erscheinung, sondern arbeitet frei und sucht seine Themen selber. Dabei versteht er es, mit einem magisch-poetischem Realismus hintergründig Kritik am totalitären Staatssystem zu üben und spiegelt seine Hoffnungen und Zweifel in seinen Werken. Dies geschieht zum einen über eine metaphorisch angelegte Wahl des Sujets aus dem Bereich der griechischen Mythologie, hier sei an Mattheuers Arbeiten des abstürzenden Ikarus oder des in Hoffnungslosigkeit und Resignation verharrenden Sisyphos erinnert. Zum anderen zeigen seine Arbeiten das Lebensgefühl der Verlorenheit und Einsamkeit des Menschen in einer modernen Industriegesellschaft, nicht nur der eines totalitären Staates. Mattheuer formt einen Realismus der nicht allein abbildet, sondern mit einer sehr sensiblen Malerei das tatschliche Sein hinter dem ersten, oberflächlichen Eindruck wiedergeben möchte. Seine Malerei arbeitet im Spannungsfeld zwischen gesehener Wirklichkeit und dem unsichtbar Dahinterliegenden. Der Künstler selber bezeichnet dies als "Dialektik des Konkreten". (Lothar Lang: Wolfgang Mattheuer, Henschel Berlin 1975, S. 32.)
Seine betörende "Schönheit" aus dem Jahr 1987 bringt dies meisterhaft zum Ausdruck. Vielleicht erahnt und spürt sie schon die kommenden großen gesellschaftlichen Umbrüche, die im November 1989 dem Mauerfall folgen, nur zwei Jahre nach Entstehung des Bildes. Sie blickt diesen ruhig entgegen.
1927 Reichenbach/Vogtland - 2004 Leipzig
Titel: Eine Schönheit.
Datierung: 1986/87.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 125,5 x 100cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert unten rechts: WM 1987. Nochmals signiert und datiert verso auf dem Keilrahmen: W. Mattheuer 1986/12.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Privatsammlung Süddeutschland
Ausstellungen:
- Galerie Brusberg, Berlin
Literatur:
- Michels, Stefanie (Hrsg.): Wolfgang Mattheuer - Bilder als Botschaft. Werkverzeichnis der Gemälde 1950-2003, Leipzig 2017, WVZ.-Nr. G 87/1, Abb.
- Wolfgang Mattheuer gilt als Gründungsmitglied und führender Vertreter der Leipziger Schule erster Generation
- Eindrucksvolles Porträt von unwiderstehlicher Intensität und herausragender malerischer Qualität
- Außergewöhnlicher, poetischer Realismus mit hintergründiger Kritik am totalitären Staatssystem der damaligen DDR und dem Lebensgefühl einer modernen Industriegesellschaft
Gedankenverloren, ganz in sich gekehrt blickt, die schöne, junge Frau in die Ferne. Klar und präzise sind ihre feinen Gesichtszüge im Dreiviertelprofil festgehalten. Das Make-up ist perfekt aufgetragen, die akkurate Kurzhaarfrisur lässt Stirn und Nackenpartie frei. Die Schultern erscheinen unbedeckt, kein Kleidungsstück liefert weitere Informationen zur Dargestellten. Auch der Bildhintergrund bleibt undefiniert - eine hellblau gehaltene Fläche erinnert an die Weite des Himmels. Die Farbe Blau lässt auch an die "Blaue Blume" der Romantiker denken, einem Sehnsuchtssymbol. Die Porträtierte scheint aus der Zeit gehoben und in eine geheimnisvolle Aura gehüllt zu sein, gleichsam der Welt entfremdet. Trotz ihres filigranen Erscheinungsbildes verkörpert sie Stärke in ihrer kontemplativen Haltung. Die glatte, aus der Farbe aufgebaute, aber dennoch konturiert wirkende Malerei erinnert an Bilder der Neuen Sachlichkeit und nimmt in ihrer Präzision eine Sonderstellung in der realistischen Darstellungsweise Mattheuers ein. Subtile Schattierungen und Lichteffekte des Inkarnats weisen auf das große malerische Können des Künstlers hin.
Wolfgang Mattheuer gehört zusammen mit Werner Tübke und Bernhard Heisig zu den Begründern der Leipziger Schule, die der vornehmlich abstrakten westlichen Nachkriegskunst in der damaligen DDR eine Gegenständlichkeit verschiedenster Ausprägung entgegensetzt und sich vom staatlich verordneten Sozialistischen Realismus abhebt, der das Leben im Arbeiter- und Bauernstaat verherrlicht. Mattheuer tritt nie als Staatskünstler mit Propagandakunst nach den Vorgaben des DDR-Regimes in Erscheinung, sondern arbeitet frei und sucht seine Themen selber. Dabei versteht er es, mit einem magisch-poetischem Realismus hintergründig Kritik am totalitären Staatssystem zu üben und spiegelt seine Hoffnungen und Zweifel in seinen Werken. Dies geschieht zum einen über eine metaphorisch angelegte Wahl des Sujets aus dem Bereich der griechischen Mythologie, hier sei an Mattheuers Arbeiten des abstürzenden Ikarus oder des in Hoffnungslosigkeit und Resignation verharrenden Sisyphos erinnert. Zum anderen zeigen seine Arbeiten das Lebensgefühl der Verlorenheit und Einsamkeit des Menschen in einer modernen Industriegesellschaft, nicht nur der eines totalitären Staates. Mattheuer formt einen Realismus der nicht allein abbildet, sondern mit einer sehr sensiblen Malerei das tatschliche Sein hinter dem ersten, oberflächlichen Eindruck wiedergeben möchte. Seine Malerei arbeitet im Spannungsfeld zwischen gesehener Wirklichkeit und dem unsichtbar Dahinterliegenden. Der Künstler selber bezeichnet dies als "Dialektik des Konkreten". (Lothar Lang: Wolfgang Mattheuer, Henschel Berlin 1975, S. 32.)
Seine betörende "Schönheit" aus dem Jahr 1987 bringt dies meisterhaft zum Ausdruck. Vielleicht erahnt und spürt sie schon die kommenden großen gesellschaftlichen Umbrüche, die im November 1989 dem Mauerfall folgen, nur zwei Jahre nach Entstehung des Bildes. Sie blickt diesen ruhig entgegen.
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Inventar Nummer: demo_live_018