Evening Sale, Modern, Post War & Contemporary
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24.11.2023 -
27.11.2023
Los 43 | Marc Chagall | Die Jakobsleiter
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CHAGALL, MARC
1887 Witebsk - 1985 St. Paul de Vence
Titel: Die Jakobsleiter.
Datierung: 1965.
Technik: Aquarell, Gouache und Tusche auf VERITABLE PAPIER D'ARCHE SATINE (Trockenstempel).
Maße: 76 x 56,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: MARC ChAgAll.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Dem Werk liegt eine Expertise des Comité Marc Chagall, Paris, vom 15. August 1987 in Kopie bei. Die Arbeit ist dort unter der Nummer D 656 registriert.
Provenienz:
- Galerie Francaise, München
- Privatsammlung Süddeutschland (seit 1998)
- Darstellung einer der wichtigsten biblischen Geschichten, die immer wieder Einkehr in Chagalls Oeuvre findet
- Die reduzierte Farbplatte mit ihren gezielt gesetzten, weißen Akzenten unterstreicht den stimmungsvollen Charakter der dargestellten Traumszene des Jacob
- Die Bibel war für Chagall eine der größten Quellen der Poesie und seine biblischen Bilder weniger religiöse Darstellung als poetischer Ausdruck der Universalität
"Und er träumte: und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen auf und nieder an ihr." (Genesis 28,12)
Der russische Künstler Marc Chagall gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts und gehört zu den Hauptvertretern des gegenständlichen Expressionismus. Aufgewachsen in Witebsk, Weißrussland, beginnt er 1907 sein Kunststudium an einer privaten Kunstschule in St. Petersburg und geht 1910 nach Paris, wo er Bekanntschaft mit den Avantgardekünstlern macht, darunter Fernand Léger, Amadeo Modigliani, Robert Delaunay. Die aktuellen Kunstströmungen des Kubismus und Fauvismus beeinflussen sein Werk. Gepaart mit traumhaften Elementen und symbolischen Bildmotiven, mitunter geprägt durch seine jüdisch-religiöse Kindheit und der russischen Volkskunst, entwickelt Chagall in seinen Werken eine ganz eigene poetisch-fantastische Bildsprache. Seine erste Einzelausstellung findet 1914 in Herwarth Waldens Galerie "Der Sturm" statt. Im selben Jahr geht er zurück nach Russland, doch 1922 verlässt er sein Heimatland endgültig und kehrt über Berlin nach Paris zurück. Durch die Bekanntschaft mit dem Pariser Verleger und Kunsthändler Ambroise Vollard erhält Chagall den Auftrag für die Buchillustration des Werkes "Die toten Seelen" von Gogol und es folgen Radierungen zu La Fontaines "Fabeln". Ab 1930 entstehen Chagalls berühmte Illustrationen für die Bibel, ebenfalls auf einen Vorschlag Vollards hin. Um die Illustrationen zur Bibel anzufertigen, reist Chagall nach Palästina, damit er sich dort zunächst die Landschaften der biblischen Welt ansehen kann. 1941 emigriert der Künstler nach New York, doch 1947 kehrt er nach Frankreich zurück und lässt sich 1950 in Saint-Paul-de-Vence nieder, wo er bis zu seinem Tod 1985 lebt und arbeitet. Der Zirkus und die Bibel gehören zeitlebens zu den beiden wichtigsten Themen des Künstlers.
Die Bibel erzählt uns im Buch Genesis 28 von der Traumvision Jakobs: Da sich Jakob mit einer List den Segen seines Vaters erschlich, der seinem Bruder Esau als Erstgeborenem zugestanden hätte, musste er vor Esaus Rache fliehen. Als er sich auf der Flucht schlafen legt, beginnt Jakob von einer Leiter zu träumen - eine christliche Schlüsselszene, die Marc Chagall uns in dem hier vorgestellten Werk "Die Jakobsleiter" aus dem Jahr 1965 bildhaft widergibt.
In der rechten unteren Diagonale ist der schlafende Jakob dargestellt, die Augen geschlossen und den Arm wie ein Kissen um den Kopf gelegt, der auf einem Stein ruht. Chagall verzichtet auf eine Raumperspektive und lässt Jakob so in die Traumwelten eintauchen. Auch einer Zeitlichkeit ist das Werk enthoben, denn alle Szenen spielen sich gleichzeitig ab. Der Traum ist links über dem schlafenden Jakob dargestellt und so sehen wir - wie in Genesis 28 beschrieben - die Leiter, auf der sich engelhafte Wesen nach oben und unten begeben. 1977 kreiert Chagall eine Lithographie mit dem Titel "Der Traum Jakobs", welche dieses Thema erneut aufgreift (Werkverzeichnis Sorlier, WVZ-Nr. 912). Während auf der Lithographie die Himmelsleiter mit den Engeln eindeutig im Zentrum steht, fügt Chagall in unserem Aquarell der dominierenden Figur des Protagonisten und der Jakobsleiter ein weiteres Narrativ hinzu: Im rechten oberen Bereich folgen wir einer Prozession. Eine von einem Karren angeführte Menschenmenge steuert auf ein Dorf im Hintergrund zu. Den Abschluss bildet eine Figur, die ein Kreuz trägt. Das Johannesevangelium verknüpft die Jakobsleiter und die dadurch entstehende Öffnung des Himmels mit der Christusoffenbarung und dem Symbol des Kreuzes. Auch Chagall scheint in diesem Werk diese Auslegung zu veranschaulichen.
Marc Chagall verwendet in seinen Arbeiten oft wiederkehrende Symbole und auch die von ihm eingesetzten Farben haben bestimmte Bedeutungen. Neben Grau, den weißen Akzenten und Schwarz, mit welchem er wunderbar leicht die Figuren skizziert, wird dieses Blatt vor allem von einem Königsblau dominiert. Blau versinnbildlicht im Oeuvre des Künstlers die Transzendenz und es wird mit Träumen, Erinnerungen und Sehnsüchten assoziiert. Es steht symbolisch für den Himmel und das Überirdische, für das Spirituelle und Mystische und verweist auf Chagalls jüdische Herkunft und seine tiefe Religiosität.
1887 Witebsk - 1985 St. Paul de Vence
Titel: Die Jakobsleiter.
Datierung: 1965.
Technik: Aquarell, Gouache und Tusche auf VERITABLE PAPIER D'ARCHE SATINE (Trockenstempel).
Maße: 76 x 56,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: MARC ChAgAll.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Dem Werk liegt eine Expertise des Comité Marc Chagall, Paris, vom 15. August 1987 in Kopie bei. Die Arbeit ist dort unter der Nummer D 656 registriert.
Provenienz:
- Galerie Francaise, München
- Privatsammlung Süddeutschland (seit 1998)
- Darstellung einer der wichtigsten biblischen Geschichten, die immer wieder Einkehr in Chagalls Oeuvre findet
- Die reduzierte Farbplatte mit ihren gezielt gesetzten, weißen Akzenten unterstreicht den stimmungsvollen Charakter der dargestellten Traumszene des Jacob
- Die Bibel war für Chagall eine der größten Quellen der Poesie und seine biblischen Bilder weniger religiöse Darstellung als poetischer Ausdruck der Universalität
"Und er träumte: und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen auf und nieder an ihr." (Genesis 28,12)
Der russische Künstler Marc Chagall gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts und gehört zu den Hauptvertretern des gegenständlichen Expressionismus. Aufgewachsen in Witebsk, Weißrussland, beginnt er 1907 sein Kunststudium an einer privaten Kunstschule in St. Petersburg und geht 1910 nach Paris, wo er Bekanntschaft mit den Avantgardekünstlern macht, darunter Fernand Léger, Amadeo Modigliani, Robert Delaunay. Die aktuellen Kunstströmungen des Kubismus und Fauvismus beeinflussen sein Werk. Gepaart mit traumhaften Elementen und symbolischen Bildmotiven, mitunter geprägt durch seine jüdisch-religiöse Kindheit und der russischen Volkskunst, entwickelt Chagall in seinen Werken eine ganz eigene poetisch-fantastische Bildsprache. Seine erste Einzelausstellung findet 1914 in Herwarth Waldens Galerie "Der Sturm" statt. Im selben Jahr geht er zurück nach Russland, doch 1922 verlässt er sein Heimatland endgültig und kehrt über Berlin nach Paris zurück. Durch die Bekanntschaft mit dem Pariser Verleger und Kunsthändler Ambroise Vollard erhält Chagall den Auftrag für die Buchillustration des Werkes "Die toten Seelen" von Gogol und es folgen Radierungen zu La Fontaines "Fabeln". Ab 1930 entstehen Chagalls berühmte Illustrationen für die Bibel, ebenfalls auf einen Vorschlag Vollards hin. Um die Illustrationen zur Bibel anzufertigen, reist Chagall nach Palästina, damit er sich dort zunächst die Landschaften der biblischen Welt ansehen kann. 1941 emigriert der Künstler nach New York, doch 1947 kehrt er nach Frankreich zurück und lässt sich 1950 in Saint-Paul-de-Vence nieder, wo er bis zu seinem Tod 1985 lebt und arbeitet. Der Zirkus und die Bibel gehören zeitlebens zu den beiden wichtigsten Themen des Künstlers.
Die Bibel erzählt uns im Buch Genesis 28 von der Traumvision Jakobs: Da sich Jakob mit einer List den Segen seines Vaters erschlich, der seinem Bruder Esau als Erstgeborenem zugestanden hätte, musste er vor Esaus Rache fliehen. Als er sich auf der Flucht schlafen legt, beginnt Jakob von einer Leiter zu träumen - eine christliche Schlüsselszene, die Marc Chagall uns in dem hier vorgestellten Werk "Die Jakobsleiter" aus dem Jahr 1965 bildhaft widergibt.
In der rechten unteren Diagonale ist der schlafende Jakob dargestellt, die Augen geschlossen und den Arm wie ein Kissen um den Kopf gelegt, der auf einem Stein ruht. Chagall verzichtet auf eine Raumperspektive und lässt Jakob so in die Traumwelten eintauchen. Auch einer Zeitlichkeit ist das Werk enthoben, denn alle Szenen spielen sich gleichzeitig ab. Der Traum ist links über dem schlafenden Jakob dargestellt und so sehen wir - wie in Genesis 28 beschrieben - die Leiter, auf der sich engelhafte Wesen nach oben und unten begeben. 1977 kreiert Chagall eine Lithographie mit dem Titel "Der Traum Jakobs", welche dieses Thema erneut aufgreift (Werkverzeichnis Sorlier, WVZ-Nr. 912). Während auf der Lithographie die Himmelsleiter mit den Engeln eindeutig im Zentrum steht, fügt Chagall in unserem Aquarell der dominierenden Figur des Protagonisten und der Jakobsleiter ein weiteres Narrativ hinzu: Im rechten oberen Bereich folgen wir einer Prozession. Eine von einem Karren angeführte Menschenmenge steuert auf ein Dorf im Hintergrund zu. Den Abschluss bildet eine Figur, die ein Kreuz trägt. Das Johannesevangelium verknüpft die Jakobsleiter und die dadurch entstehende Öffnung des Himmels mit der Christusoffenbarung und dem Symbol des Kreuzes. Auch Chagall scheint in diesem Werk diese Auslegung zu veranschaulichen.
Marc Chagall verwendet in seinen Arbeiten oft wiederkehrende Symbole und auch die von ihm eingesetzten Farben haben bestimmte Bedeutungen. Neben Grau, den weißen Akzenten und Schwarz, mit welchem er wunderbar leicht die Figuren skizziert, wird dieses Blatt vor allem von einem Königsblau dominiert. Blau versinnbildlicht im Oeuvre des Künstlers die Transzendenz und es wird mit Träumen, Erinnerungen und Sehnsüchten assoziiert. Es steht symbolisch für den Himmel und das Überirdische, für das Spirituelle und Mystische und verweist auf Chagalls jüdische Herkunft und seine tiefe Religiosität.
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